In I AM LEGEND erleben wir in ein menschenleeres New York (der zweite Hauptdarsteller des Films), dass alles verloren hat, was den Reiz dieser Metropole ausgemacht hat: Seine Einwohner. Wenn Will Smith alias Robert Neville mit seinem Sportwagen durch die tote Stadt fährt, gibt es nur Schatten und Licht, Häuserschluchten, ein paar verschreckte Hirsche und vor allem – Stille. Diese Stille ist der dritte Akteur, sie ist allgegenwärtig und nur schwer zu ertragen und auch Neville hat seine Probleme damit. Nicht nur, dass sich abends die mutierten Menschen die Hand zum Reigen reichen, tagsüber versucht er mit Schaufensterpuppen eine Art Normalität zu erzeugen, indem der mit ihnen spricht und sie in sein Leben einbezieht. Wenn er schläft, quälen ihn Alpträume über das Schicksal seiner Familie, während am Bett die durchgeladene Wumme auf dem Nachttisch liegt – sicher ist sicher.
Seine Behausung gleicht einem einzigen „Panic Room“, schwere Metalriegel, Gitter und eiserne Vorhänge bieten nicht nur Schutz vor Eindringlingen („Könnte ich sie für eine Versicherungspolice der Allianz interessieren?“) sondern erschaffen auch gleichzeitig eine Art Gefängnis für Neville. Sein einziger Trost ist sein Hund Sam, der ihm treu zur Seite steht. Krampfhaft versucht Neville ein Gegenmittel gegen das Virus zu finden, um die Menschheit zu heilen. Doch das ist leichter gesagt als getan…
I AM LEGEND hat mehrere Stärken und genauso viele Schwächen: Die apokalyptische Story, Weltuntergangsstimmung, Sinnlosigkeit der Existenz, dass alles wirkt von der ersten Sekunde des Films auf den Zuschauer ein. Man fragt sich, wie kann man nur so weiterleben? Wieso bleibt der Held nur in dieser Stadt der Untoten, anstatt aufs Land zu ziehen? Die Antwort: Der Held ist ein Idealist, der alles verloren hat und nur noch durch den Gedanken an ein Heilmittel vorangetrieben wird. Tagsüber wirkt alles beklemmend, nachts kommt die Angst – aber auch computergenerierte Vampirwesen und hierin steckt die große Schwäche des Films. Will er doch so realitätsnah wie möglich erscheinen, machen dürre, glatzköpfige Vampirmischlinge aus dem Computer diesem Konzept einen Strich durch die Rechnung. Na klar, man gewöhnt sich nach fünf Minuten daran, nur das der ganze Aufbau der Geschichte, (Virus bricht aus, Panik, Massensterben, alles schön mit Statisten gedreht) dadurch auf „Ach ja ist ja nur so ein SciFi-Film“ relativiert oder sogar reduziert wird. Schade eigentlich.
Was mir schon immer ein Dorn im Auge war, sind computeranimierte Tiere. Galoppierende Hirsche gehen ja noch, weil sie sich hektisch bewegen, aber Löwen und mutierte Dobermänner? Nein danke! Der Film kann aber auch durchaus mit lustigen Szenen aufwarten, etwa mit einem fiktiven Kinoplakat, das die BATMAN und SUPERMAN Logos vereint zeigt – Lacher im Kino garantiert.
Die Regie hat Francis Lawrence übernommen, der schon mit CONSTANTINE dem Übersinnlichen gefrönt hat und auch mit I AM LEGEND eine solide Arbeit abgeliefert hat. Will Smith spielt souverän wie immer, kaum vorstellbar, dass dieser Film mal ein Projekt für Arnold Schwarzenegger gewesen ist.
Alles in allem ein guter Popcorn-Streifen mit Gruseleffekt und genauso viel Effekthascherei.
Alle Bilder und Trailer aus I AM LEGEND © Warner Bros.